Vom Schreiben einer Bachelorarbeit

Die Bachelorarbeit ist die erste größere wissenschaftliche Arbeit eines Studenten. In meinem Studiengang soll der Umfang 40 bis 50 Seiten betragen. Wie aber läuft das Anmelden und Verfassen der Bachelorarbeit an der FernUni ab?

Ein Thema finden

RingbuchDer erste Schritt ist auch der schwierigste: Ein Thema muss gefunden werden. Egal ob man wie ich Politikwissenschaft studiert oder ein anderes Fach, die Bandbreite an möglichen Themen ist immer ausgesprochen groß. Es ist daher sinnvoll, sich erst einmal für einen Teilbereich/eine Teildisziplin zu entscheiden. Ich habe mich für den Teilbereich Internationale Politik entschieden, da er mich besonders interessiert. Nun gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten, ein Thema zu finden: Man kann die Nachrichten verfolgen und schauen, ob sich dort Inspiration findet; man kann Bücher wälzen, mit Freunden reden, im Internet auf die Suche gehen uvm. Man sollte sich auch fragen, ob man ein aktuelles Thema angehen will, ob man vielleicht lieber ein historisch Bedeutsames Ereignis untersucht oder eine „zeitlose“ theoretische Arbeit abliefert. Da ich nach wie vor fasziniert bin vom Arabischen Frühling, habe ich mich für dieses Thema entschieden. Das Thema kann und sollte schon mit dem Betreuer der Arbeit abgesprochen werden, damit sich keine unnötige Arbeit macht.

Eine Fragestellung formulieren

Der zweite Schritt steht dem ersten in puncto Schwierigkeit in nichts nach. Nun ist zwar das Thema gefunden, aber selbstredend kann man keine Bachelorarbeit mit dem Titel „Über den Arabischen Frühling“ schreiben. Man ist schon allein aus Platz- und Zeitgründen gezwungen, sich recht eng zu begrenzen. Wenn das Thema also steht, sollte man sich Literatur dazu besorgen und sich einen Überblick über aktuelle Forschungsfragen und –kontroversen verschaffen. Vielleicht ist dann, wie bei mir, auch das „eine“ Buch dabei, das als Grundlage eurer eigenen Arbeit dient. Bei mir handelte es sich um „Democracy Prevention“ von Jason Brownlee. Brownlee stellt die These auf, dass die USA die Demokratie in den arabischen Staaten (bei ihm namentlich Ägypten) aktiv verhindern (wollen). Nachdem ich die Einleitung und das Fazit des Buches gelesen hatte – und nachdem ich noch einige Aufsätze in Zeitschriften gelesen hatte – stand meine Fragestellung fest: Betreiben die USA in den arabischen Staaten aktiv Maßnahmen zur Demokratievereitelung? Untersuchen wollte ich diese Frage anhand der Maßnahmen, die die USA unmittelbar vor sowie während des Arabischen Frühlings betrieben.

Die Fallauswahl

Eine wichtige Entscheidung ist die, ob man der Fragestellung mithilfe einer quantitativen oder einer qualitativen Untersuchung auf den Grund gehen möchte. Bei einer quantitativen Vorgehensweise hätte ich wohl alle arabischen Staaten einbezogen und anhand statistischer Analysen Schlussfolgerungen gezogen. Das schien mir allerdings wenig gewinnbringend. Stattdessen entschied ich mich für die Auswahl von drei Fällen – Tunesien, Ägypten und Libyen –, da ich so tiefer in die Materie einsteigen konnte.

Die Gliederung

Wichtige Vorarbeit ist nun schon getan. Doch wie soll der Text und damit die Untersuchung aufgebaut sein? Um sich darüber klar zu werden, muss man erst einmal viel nachdenken! Die Ideen hält man dann als Gliederung fest, die aber meistens während des Schreibprozesses noch angepasst wird. Einleitung – Hauptteil – Schluss – das ist der grobe Rahmen.

Das Exposé

Nachdem all diese Vorarbeit getan ist, schreibt man ein Exposé und schickt es an den Betreuer. Das Exposé enthält all die oben genannten Punkte und eine (vorläufige) Literaturliste. Der Betreuer gibt dann (hoffentlich) noch hilfreiche Tipps und weist einem den richtigen Weg, falls man vom Pfad abgekommen ist. Mein Exposé hatte einen Umfang von ca. drei Seiten. Nach einem oder mehreren weiteren eingereichten Exposéfassungen meldet der Betreuer das Thema (genau genommen den Titel der Arbeit) an das Prüfungsamt und man bekommt ein offizielles Schreiben, das den Abgabetermin der Arbeit enthält.

Der Plan

Will man die Abschlussarbeit erfolgreich zu Ende bringen, sollte man einen Plan haben. Wann müssen welche Schritte erledigt sein? Wie viel Zeit habe ich zur Literaturrecherche? Welche Daten und Dokumente muss ich bis wann besorgt haben? Wann muss die Arbeit fertig sein, damit sie noch rechtzeitig gedruckt und verschickt werden kann? Am besten schreibt man sich all diese Meilensteine in einen Kalender und plant zusätzlich Puffertage ein. Dass der Plan hin und wieder geändert werden muss, ist ganz normal. Man sollte trotzdem einen haben!

Arbeit, Arbeit, Arbeit

Jetzt geht’s richtig los: Man beginnt zu forschen. Hier zeigt sich nun, wie wichtig eine sinnvolle Gliederung ist. Man kann sich „ganz einfach“ von Gliederungspunkt zu Gliederungspunkt bewegen und hat am Ende einen fertigen Text. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Das eine ums andere Mal geriet ich doch in Zeitnot, weil die Anzahl an Dokumenten der US-Regierung so unglaublich groß war. Ich musste einige beabsichtigte Analysen schließlich fallen lassen, weil weder der Platz noch die Zeit mir entgegen kamen. An manchen Tagen war ich fast schon der Verzweiflung nah. Dann hilft nur ein freier Tag. Rausgehen, Badminton spielen oder spazieren gehen. Einmal (fast) nicht an die Arbeit denken. Hochs und Tiefs sind ganz normal und nach dem was ich bisher gehört und gelesen habe, sind auch Professoren nicht davor gefeit. Dass man am Ende die eigene gedruckte Arbeit in Händen hält, die dann auch noch mit einer guten Note bewertet wird, entschädigt doch sehr.

Hier schreibt Florian

Mein Name ist Florian, ich bin 27 Jahre alt und wohne in Bayern. Nachdem ich das Gymnasium nach der 9. Klasse mit dem Hauptschulabschluss verlassen hatte, habe ich über einen Fernkurs beim ILS den Realschulabschluss nachgeholt. Danach besuchte ich die Fachoberschule, machte die Fachhochschulreife und begann schon während des letzten Halbjahres mit dem Studium der Politik- und Verwaltungswissenschaft an der FernUni Hagen. Das Studium habe ich 2013 als Bachelor of Arts abgeschlossen. Derzeit studiere ich den Master-Studiengang Europäische Moderne: Geschichte und Literatur; ebenfalls an der FernUni.

Kommentare wurden für diesen Artikel geschlossen.